Als Romania werden in der Sprachwissenschaft diejenigen Gebiete bezeichnet, in denen romanische Sprachen gesprochen werden. Deren Sprecher nennt man Romanen, es sind weltweit fast eine Million.
Alte Romania (Romania continua)
Diese bezeichnet in der Sprachwissenschaft diejenigen Sprachgebiete, in denen sich nach der Romanisierung romanische Sprachen aus dem Vulgärlatein gebildet haben. Es handelt sich um Sprachen, die auch heute noch gesprochen werden.
Nach Walther von Wartburg wird sie in zwei Gruppen geteilt. Von La Spezia nach Rimini verläuft die Trennlinie (Isoglosse), die die Westromania (westlich und nördlich der Trennlinie) von der Ostromania (östlich und südlich der Trennlinie) trennt.
Beispiele für Sprachen der Westromania: Portugiesisch, Spanisch, Katalanisch, Französisch
Beispiele für Sprachen der Ostromania: Italienisch, Rumänisch
Weitere Unterteilungen der alten Romania
Amado Alonso (1896-1952), spanischer Romanist und Hispanist, nahm eine Unterteilung in Romania continua und discontinua vor.
Die Romania continua sind nach Alonso die Sprachgebiete, die die lateinische bzw. romanische Sprache seit der Antike kontinuierlich bewahrt haben, ohne größere Brüche in den jeweiligen Sprachen und mit geringeren Divergenzen zum Lateinischen.
Die Romania discontinua hingegen sind nach Alonso die Sprachgebiete, in denen poströmische Kontaktsprachen die Entwicklung der entsprechenden romanischen Sprachen nachhaltig und stark beeinflusst haben. Bsp.: Französisch (Kontakt mit dem Fränkischen)
Carlo Tagliavini (1903-1982), italienischer Sprachwissenschaftler, Romanist, Rumänist, Finnougrist, Balkanologe, Albanologe, Dialektologe und Sprachwissenschaftsgeschichtler, nahm unterteilte in
- Balkanromanische Sprachen (Dakorumänisch, Aromunisch, Dalmatisch)
- Italoromanische Sprachen (Italienisch mit seinen Sprachvarietäten, Istriotisch und nach damaliger Sicht die mittlerweile eigenständigen Sprachen der Sarden und Rätoromanen)
- Galloromanische Sprachen (Französisch, Frankoprovenzalisch, Okzitanisch und teilweise Katalanisch als Brückensprache)
- Iberoromanische Sprachen (Katalanisch, Spanisch, Portugiesisch und Galicisch)
Matteo Giulio Bartoli (1873-1946), italienischer Romanist, Sprachwissenschaftler und Dialektologe, unterteilt die Romania topographisch in die vier Gruppen Iberia, Dacia, Gallia und Italia, wobei die ersten beiden die sogenannte Randromania und die zwei letzteren die Zentralromania bilden.
Walther von Wartburg (1888-1971), Schweizer Romanist und Sprachwissenschaftler, unterteilt die romanischen Sprachgebiete in Ost- und Westromania. Er machte seine Unterteilung vor allem an den in den jeweiligen Arealen gesprochenen vorrömischen Sprachen (z. B. keltisch) und gewissen gleichsam auftretenden lautlichen Phänomenen fest. Die Isoglosse zwischen La Spezia und Rimini (auch LaSpezia-Rimni-Linie) teilt die nördlich und westlich dieser Linie gelegene Westromania von der südlich und östlichen gelegenen Ostromania.
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Neue Romania (Romania nova)
Mit diesem Begriff werden diejenigen Sprachgebiete bezeichnet, die niemals römisch waren, sondern später von romanischen Staaten kolonisiert bzw. romanisiert wurden.
Beispiele: die lateinamerikanischen Staaten wie Argentinien, Brasilien etc.
Verlorene Romania (Romania submersa)
Als solche werden die Gebiete bezeichnet, die früher römisch beeinflusst waren, in denen die romanischen Sprachen heute aber nicht mehr gesprochen werden.
Beispiel: Dalmatien
Sehen Sie sich dazu auch den Artikel → Ausgestorbene romanische Sprachen an.